Kostenstellenrechnung

Die Kostenstellenrechnung dient einfach erklärt dazu, anfallende Gemein- oder Fixkosten im Betrieb genau zuordnen zu können. Damit schaffen Sie Transparenz. Sie können ökonomischer arbeiten, Ihr Einsparpotential aufzeigen und so eine genaue Kostenplanung schaffen sowie exakte Kontrollen ermöglichen. Dieser Lexikonbeitrag erklärt Ihnen anhand von Beispielen, wie eine Kostenstellenrechnung funktioniert, wie diese aufgebaut ist, was deren Ziel ist und was Sie dabei bezüglich deren Aufgaben wissen sollten.

Zuletzt aktualisiert am 29.04.2025

Zusammenfassung

Die Kostenstellenrechnung im Überblick

  • Kostenstellen sind selbstständige Teilbereiche von Unternehmen, die separat abgerechnet werden.
  • Mithilfe der Kostenstellenrechnung lassen sich Kosten innerhalb von Unternehmen genau zuordnen.
  • Eine Kostenrechnung besteht aus den Teilbereichen der Kostenstellen-, Kostenarten- und Kostenträgerrechnung.

Definition

Was ist eine Kostenstellenrechnung?

Die Kostenstellenrechnung ist ein Teilgebiet der Kostenrechnung. Bei der Kostenrechnung werden alle Kosten erfasst, die in einem Unternehmen anfallen. Neben der Kostenstellenrechnung gibt es die Kostenarten- und Kostenträgerrechnung als weitere Teilbereiche.

Was sind Kostenstellen?

Die Teilbereiche eines Unternehmens, die kostenrechnerisch selbstständig sind und so abgerechnet bzw. analysiert werden können, bezeichnet man als Kostenstellen. Dabei steht jede Kostenstelle für eine Abteilung in einem Unternehmen (z. B. für den Vertrieb, die Verwaltung oder Fertigung), für die im Controlling das betriebliche Ergebnis gesondert ermittelt werden soll. Somit ist eine Kostenstelle auch eine Form der betrieblichen Abrechnungseinheit

Damit ergibt sich folgender Vorteil der Kostenstellenrechnung. Je genauer die Einteilung der Kostenstellen ist, desto exakter können die Kontrolle und Planung ausfallen – was entsprechendes Optimierungspotenzial aufdeckt. Nachteilig wirkt sich aus, dass mit steigender Genauigkeit und feinerer Einteilung ein erhöhter administrativer Aufwand entsteht.

Wie ist eine Kostenrechnung aufgebaut?

Die Struktur einer Kostenrechnung sieht wie folgt aus:

  • Kostenartenrechnung: Es werden hier alle Kosten nach Kostenart gesammelt und gegliedert.
    Es wird die Frage beantwortet: Welche Kosten sind angefallen?
  • Kostenstellenrechnung: Hier stehen die Gemeinkosten im Mittelpunkt. Damit werden die Kosten bezeichnet, die keinem bestimmten Produkt zuzuordnen sind. Diese werden auf die jeweiligen Kostenstellen verteilt.
    Es wird die Frage beantwortet: Wo sind die (Gemein-)Kosten angefallen?
  • Kostenträgerrechnung: Der letzte Schritt ist die Kostenträgerrechnung. Mittels eines Kalkulationsverfahrens, etwa der Zuschlagkalkulation, wird ermittelt, wie hoch die Kosten sind, die für die Herstellung eines Produktes anfallen. 
    Die Frage lautet also: Wofür sind die Kosten entstanden? 

Tipp

Aktualität der Zahlen ist essenziell

Es ist vorteilhaft, bei der Kostenrechnung möglichst zeitnah erhaltene Ist-Daten zu verwenden. Je aktueller die Zahlen sind, desto genauer sind auch die Ergebnisse der Rechnung. Am besten ist es, tagesaktuelle Daten zu nutzen, um die Kostenstellenrechnung möglichst exakt durchzuführen. In der Praxis ist das aber schwer umzusetzen. Daher werden in der Regel monatliche Zahlen verwendet. 

Kostenstellenrechnung – Wozu dient sie?

Infografik von Lexware zur Darstellung von "Kostenstellenrechnung"

Der Hauptzweck der Kostenstellenrechnung ist, wie bereits erwähnt, die Verrechnung der Gemeinkosten, was häufig als „Kostenumlage“ bezeichnet wird. 

Gemeinkosten sind eine bedeutende Größe innerhalb der Gesamtkostenstruktur eines Unternehmens. Zu diesen zählen üblicherweise der Großteil derPersonalkosten, die Kosten für technische Einrichtungen und die IT-Infrastruktur sowie die Gebäude- und Energiekosten. Solche Gemeinkosten lassen sich jedoch nicht, wie bei sogenannten Einzelkosten, immer ohne Weiteres einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung zuordnen. Dies erfolgt mit der Kostenstellenrechnung. Die Gemeinkosten werden auf Kostenstellen verteilt und hierdurch ergeben sich häufig auch Hinweise auf Sparpotenzial. Wenn beispielsweise die Reisekosten höher liegen als in den vergangenen Jahren, kann das ggf. auf Preissteigerungen bei den Anbietern zurückzuführen sein. Oder darauf, dass die Mitarbeiter aktuell vor allem in erster Klasse reisen. Hier wäre es ggf. möglich, eine Regelung zu entwickeln, die zur Nutzung der zweiten Klasse verpflichtet. 

Die o.g. Kosten, die nicht direkt einem Produkt zuzuordnen sind, sondern zunächst einer Kostenstelle, wie die Miete für eine Produktionshalle, in der verschiedene Produkte gleichzeitig hergestellt werden, können jetzt mithilfe eines Schlüssels auf die einzelnen Kostenträger verteilt werden. 

Die Kostenstellenrechnung dient damit dem Controlling als Instrument, um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu überprüfen und das Erreichen der Zielvorgaben zu messen. Schließlich ist das Controlling dafür verantwortlich, mithilfe der Daten aus der Kostenstellenrechnung, eine gute Grundlage für weitere strategische und wirtschaftliche Entscheidungen im Unternehmen zu schaffen und somit zum Unternehmenserfolg maßgeblich beizutragen. 

Hauptkostenstellen

Die Hauptkostenstellen befassen sich mit dem betrieblichen Geschäftszweck und sind damit direkt an der Fertigung der Produkte beteiligt, die verkauft werden. Das bedeutet, dass die Kosten durch Gemeinkostenzuschlagssätze auf die einzelnen Kostenträger (zum Beispiel auf das Produkt) aufgeschlagen werden. Typischerweise stehen deshalb die Hauptkostenstellen im Fokus der Kostenrechnung. Zu den Hauptkostenstellen gehören in einem Industriebetrieb in der Regel folgende:

  • Die Materialwirtschaft: Darunter fallen u.a. Kosten für Einkauf und Materialbeschaffung, Wareneingang, Disposition sowie Lagerhaltung von Werkstoffen und Material.
  • Die Fertigung: Hierzu zählen beispielsweise Fertigungslöhne sowie die Kosten für die Entwicklung, Montage, Produktion und Qualitätssicherung.
  • Die Verwaltung: Hier sind exemplarisch die Kostenstellen für das Personalwesen, die Geschäftsführung, die Buchhaltung und das Finanzwesen zu nennen.
  • Der Vertrieb: Das sind z. B. Kostenstellen für das Marketing und Auftragswesen sowie für den Verkauf und Versand.

Hilfskostenstellen

Die Hilfskostenstellen geben ihre Leistungen an andere Kostenstellen ab, was bedeutet, dass die angefallenen Kosten auf die Hauptkostenstellen „umgelegt“ werden. Dies nennt man in der Buchhaltung auch innerbetriebliche Leistungsverrechnung. Als Praxisbeispiel sind hier Kantinen oder IT-Services anzuführen.

Nebenkostenstellen

Unter den Nebenkostenstellen erfasst man alle Kosten der Nebenerzeugnisse. Das sind beim Herstellungsprozess entstehende Nebenprodukte. Diese werden dann direkt mit Hilfe eines Zuschlagsatzes weiter verrechnet. Ein Beispiel für ein Nebenerzeugnis: Sägespäne, die in der Holzverarbeitungsindustrie anfallen.

Info

Kostenstellen müssen nicht an Produkte geknüpft sein

Die Kostenstellen müssen nicht zwangsläufig an Produkte geknüpft sein, denn Betriebe, die nicht im Produktionssektor tätig sind, können ebenfalls die Kostenstellenrechnung nutzen. Ist ein Unternehmen zum Beispiel im Consulting- oder Veranstaltungsbereich angesiedelt, kann es seine angefallenen Kosten auf bestimmte Projekte oder Kunden aufteilen. 

Zusätzlich kann jedes Unternehmen individuell weitere Kostenstellen hinzufügen oder diese abändern, denn die Kostenstellenrechnung ist grundsätzlich den eigenen Bedürfnissen des Unternehmens anzupassen.

Der rechnungstechnische Ablauf der Kostenstellenrechnung – Ein Leitfaden

Die Kostenstellenrechnung besteht vereinfacht gesagt also aus zwei zentralen Elementen. Den Kostenstellen sowie der Umverteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstelle oder ein Produkt mithilfe eines Betriebsabrechnungsbogens (BAB). Bevor wir uns näher mit dem BAB auseinandersetzen, hier zunächst der Ablauf der Kostenstellenrechnung:

  1. Mittels der Kostenartenrechnung werden die Gemeinkosten identifiziert und deren Höhe wird ermittelt.
  2. Die Gemeinkosten werden dann mit dem Betriebsabrechnungsbogen auf Kostenstellen verteilt. Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) ist ein zentrales Element der Kostenstellenrechnung und dient dazu, primäre und sekundäre Gemeinkosten den einzelnen Kostenstellen zuzuordnen. Dort werden dann die Kostenarten in den Zeilen und die Kostenstellen in den Spalten aufgelistet.
  3. Die Verteilung der sekundären Gemeinkosten auf die einzelnen Stellen kann auf Grundlage von folgenden drei Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsberechnung bei der Kostenstellenrechnung durchgeführt werden: Anbauverfahren, Stufenleiterverfahren und Gleichungsverfahren.
  4. Es findet eine Summierung der Gemeinkosten aller Kostenstellen statt.
  5. Schließlich sind noch die Zuschlagssätze der einzelnen Kostenstellen zu berechnen, die anschließend wiederum für die Kostenträgerrechnung benötigt werden.

Konkrete Beispiele zur Primär- und Sekundärkostenrechnung

Im Zuge der Kostenstellenrechnung bezeichnet man die Kosten, die in der Kostenstelle selbst entstanden sind, als Primärkosten. Im Gegensatz dazu spricht man von Sekundärkosten, wenn Kosten nicht in der Kostenstelle selbst entstanden sind, sondern auf die Kostenstelle „umgelegt“ wurden. Zwei Beispiele zeigen die Zusammenhänge.

Tipp

Beispiel für Primärkosten

In der Produktion eines Unternehmens ist eine Maschine defekt und diese soll durch eine extern beauftragte Firma repariert werden. Das heißt, dass hier eine Leistung durch einen externen Anbieter von außen bezogen wird.

Tipp

Beispiel für Sekundärkosten

In der Produktion eines Unternehmens ist eine Maschine defekt und diese wird vom hauseigenen Techniker repariert. Der Haustechniker ist jedoch nicht nur für diese Maschine in der Produktion zuständig, er kümmert sich generell um alle weiteren technischen Gerätschaften des gesamten Unternehmens. Das heißt, die vom Techniker geleisteten Arbeitsstunden werden über den BAB erfasst und auf die Kostenstelle „Produktion“ umgelegt. 

Was ist ein Betriebsabrechnungsbogen?

Gemeinkosten, die während einer Periode anfallen, werden auf Kostenstellen verteilt. Am Ende werden diese Kosten mithilfe von Zuschlagssätzen auf Produkte umgelegt. Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) hilft bei der Kostenstellenrechnung, diese Zuschlagssätze zu berechnen, basierend auf passenden Bezugsgrößen.

Diese Zuschlagssätze können Sie unter anderem ermitteln:

  • Fertigungsgemeinkostenzuschlag: Die Fertigungsgemeinkosten (FGK) werden nach dem Anteil der Fertigungslöhne in den Produktkosten verteilt. Dafür muss die Fertigung in klare Bereiche unterteilt sein, die sich auch in den Lohnkosten der Produkte widerspiegeln. So können für jeden Bereich passende Zuschlagssätze berechnet werden, was die Kostenverteilung genauer macht.
  • Materialgemeinkostenzuschlag: Die Materialgemeinkosten (MGK) sind indirekte Kosten für die Beschaffung und Lagerung von Materialien. Sie werden nach dem Materialwert im Produkt verteilt: Produkte mit teuren Materialien tragen mehr Kosten, Produkte mit günstigen, weniger.
  • Vertriebsgemeinkostenzuschlag: Bevor Sie die Vertriebsgemeinkosten (VertrGK) berechnen können, müssen Sie die FGK und MGK ermitteln. Anschließend kommen noch die Herstellkosten hinzu, die oft aus wissenschaftlicher Literatur stammen, jedoch selten realistisch sind.
  • Verwaltungsgemeinkostenzuschlag: Die Herstellkosten kommen auch bei den Verwaltungsgemeinkosten (VerwGK) zum Einsatz.

Kostenverrechnung mit BAB in der Praxis

Die nachfolgende Grafik zeigt anhand eines Beispiel-BAB, wie Sie bei der Kostenstellenrechnung die Zuschlagssätze für Fertigung, Montage, Material, Vertrieb und Verwaltung berechnen können.

Zuerst werden die Gemeinkosten aller Bereiche erfasst (oberer Teil des BAB). Dann werden sie in mehreren Schritten verteilt: die Gebäudekosten nach genutzten Quadratmetern, die Fuhrparkkosten nach gefahrenen Kilometern und die Kosten für Arbeitsvorbereitung und Werkstatt auf Fertigung und Montage. Danach ist die Verteilung abgeschlossen (mittlerer Teil des BAB). Im unteren Teil werden schließlich die Zuschlagssätze berechnet.